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Aus Schema F wird VUCA – Warum nichts mehr einfach ist

Aus Schema F wird VUCA – Warum nichts mehr einfach ist

Inhaltsverzeichnis

„One Fits All“, „Best Practice“ oder eben „Schema F“, jeder kennt irgendeinen Begriff für einmal aufwändig ausgedachte Methoden, die bei strenger Einhaltung Erfolg versprechen. Lange Zeit haben diese Modelle auch funktioniert. Sie haben Halt und Orientierung gegeben. Warum sie das aber heute sowie in Zukunft nicht mehr tun und was der Niedergang der Sowjetunion damit zu tun hat, erfahrt ihr in „Aus Schema F wird VUCA – Warum nichts mehr einfach ist“.

Aus Schema F wird VUCA

Die Dinge nach Schema F zu erledigen war klasse. Man wusste ganz genau, wenn man erst das eine und dann das andere tut, hat man am Ende jenes vorhersagbare Ergebnis. Allerdings stößt man damit heute beachtlich schnell an seine Grenzen. Ein neuer Leitfaden musste also her, denn es befindet sich nicht nur die Arbeitswelt im Wandel. Und so entstand VUCA. Dabei handelt es sich um ein Kunstwort, bestehend aus den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe Volatility, Uncertainity, Complexity und Ambiguity.

VUCA entstand am US Army War College als Antwort auf den Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre. Mit dem Ende des Kalten Krieges fehlte plötzlich auch der eine, allumfassende Feind. Das Weltbild wurde vielseitiger und neue Reaktions- und Sichtweisen wurden erforderlich.

In etwas älteren oder in der Vergangenheit spielenden Hollywood-Filmen lässt sich diese einseitige Betrachtungsweise noch immer sehr schön beobachten. Häufig gibt es darin noch diesen einen älteren, oft zerknirscht wirkenden Mann, der meist selbst noch im Krieg gedient hatte. Seine Antwort auf alle Missstände und alle Dinge, die nicht seinem Schema F entsprechen ist die Schuld der Kommunisten.

Ob er diese Sichtweise jemals hinterfragt hat, ist zu bezweifeln. Denn er vertrat eine Weltanschauung, die von einer ganzen Nation getragen wurde. Die Antwort auf alle Probleme war denkbar einfach und man erntete damit stets Zustimmung. Doch der Mann war nicht ohne Grund zerknirscht, denn er merkte bereits, dass seine Ansichten bröckeln und immer seltener zufriedenstellende Ergebnisse liefern.

Im Zuge der Digitalisierung und der Globalisierung entstehen immer neue und immer mehr Perspektiven, die Welt zu betrachten. Eine einzige Sichtweise kann niemals ausreichen, um Sachverhalte hinreichend genau zu erklären. Das kann schnell überfordern und so bildet VUCA eine Möglichkeit sich zu orientieren.

Volatilität oder auch Flüchtigkeit (Volatility)

Wir leben in einer sich ständig wandelnden Welt, in der kleine sowie große Veränderungen kaum vorhersehbar eintreten. Zudem fallen die Veränderungen immer drastischer aus und folgen in immer kürzeren Abständen.

Ungewissheit und Unsicherheit (Uncertainity)

Die Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit von zukünftigen Ereignissen nehmen drastisch ab. Man kann schlichtweg nicht sagen was geschehen wird. Somit verlieren gemachte Erfahrungen und Prognosen aus der Vergangenheit zunehmend an Bedeutung, wenn es darum geht die Zukunft zu gestalten. Was gestern richtig war, kann heute oder morgen schon nicht mehr stimmen.

Komplexität (Complexity)

Unsere Welt ist komplexer als jemals zuvor. Was ist die Ursache und was die Wirkung? Die Probleme und ihre Auswirkungen werden stets vielseitiger und somit immer schwerer zu verstehen. Dabei vermischen sich die unterschiedlichen Bedeutungsebenen und machen somit Zusammenhänge schwer erkennbar. Dadurch führen getroffene Entscheidung nicht selten zu einem Wirrwarr aus Reaktionen und Gegenreaktionen. Somit ist es nahezu unmöglich im Vorfeld zu wissen, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist.

Mehrdeutigkeit (Ambiguity)

Dinge sind nicht nur schwarz und weiß, sondern können auch bunt oder schlichtweg grau sein. Sie sind nur selten eindeutig und exakt bestimmbar. Somit können alltägliche Anforderungen widersprüchlich und paradox sein. Entscheidungen zu treffen erfordert demzufolge Mut, Bewusstsein sowie die Bereitschaft Fehler zu machen und diese zu korrigieren.

VUCA in der Arbeit und im Alltag

Unternehmen suchen häufig Angestellte, die selbstständig arbeiten, mitdenken und sich in der Firma einbringen. Eigentlich eine exakte Orientierung an dem Prinzip VUCA. Nur leider sind dies häufig nur Synonyme für Mitarbeiter, die keine Fehler machen und das, von der Unternehmensführung, Beschlossene umsetzen und verwalten.

Würde man tatsächlich Angestellte suchen, die sich aktiv in das Unternehmen einbringen, so müsste man bereit sein, sich selbst zu hinterfragen. Man müsste sich eingestehen, dass Fehler gemacht und korrigiert werden können. Und man müsste bereit sein, viele verschiedene Perspektiven aufzunehmen, um daraus zu lernen. Doch die meisten Unternehmenskulturen und -strukturen lassen dies nicht zu. Flache Hierarchien wären ein Ansatz für Veränderung.

Aber auch im Alltag begegnet man häufig den Auswirkungen der VUCA-Welt. Denn sie ist anstrengend, aufwändig und macht es unmöglich selbst eine Antwort auf alle aufkommenden Fragen zu haben. Aber das ist nicht schlimm. Es ist vollkommen in Ordnung nicht sofort zu jedem Thema einen Standpunkt zu haben. Man darf sich eingestehen, dass man etwas nicht genau weiß.

Denn es ist nicht möglich innerhalb kürzester Zeit einen umfassenden Überblick zu erhalten. Eine Antwort ist im seltensten Fall einfach und allgemeingültig. Ist sie es doch, sollte man stets hellhörig werden und die Aussagen hinterfragen. Auch wenn sie noch so verlockend scheinen mag, denn die Lautesten sind nicht immer die Schlausten. Und darauf kann man sich ausnahmsweise im Alltag und auf Arbeit wirklich verlassen.

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Janet Händler
3 Jahre zuvor

Hallo Felix, die 4 Kategorien: Volatilität, Ungewissheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit beschreiben ziemlich gut die derzeitige Lage. Es wird sich vieles ändern und nichts bleiben, wie es vorher war. Ich bin jetzt 12 Jahre selbständig und hatte immer kreative Ideen und bin flexibles Arbeiten gewohnt. Leider muss ich mich oft unserem meiner Meinung nach veraltetem Finanz- und Sozialsystem unterordnen. …und das macht mir gerade sehr zu schaffen… Leute wie ich werden nicht unterstützt, sondern eher ausgebremst. Allein sind sie machtlos und werden verdrängt….Es fehlt auch jemand, der den gegenwärtigen Dornröschenschlaf beendet. Freue mich über Gedankenaustausch….

Janet Händler
3 Jahre zuvor
Reply to  Felix Nawroth

…na, zum Beispiel werden Freiberufler bei Vergabe von Projekten oder Arbeit generell schlechter gestellt. Sie sind die ersten, die keine Aufträge mehr bekommen.
Und bei der Vergabe von Förderprojekten für neue Werkstoffe, Technologien läuft ohne eine GmbH oder eine bestimmte Firmengröße gar nichts. …habe ich alles schon erlebt.
Was macht dein Business?

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