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Traumjob oder Brotjob – Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit?

Traumjob oder Brotjob – Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit?

Inhaltsverzeichnis

Bist du zufrieden mit deinem Job? Homeoffice, Kurzarbeit und Kündigungen sind nur ein paar Beispiele für den aktuellen Wandel der Arbeitswelt. Viele Menschen mussten und müssen sich darauf ein- und umstellen. Doch fast alle machen sich Sorgen. In solchen Momenten wird oftmals die eigene Situation reflektiert und so stellt sich fast unausweichlich die Frage: „Traumjob oder Brotjob – Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit?“.

Für mich oder für andere?

Vor über zehn Jahren habe ich als Student im Callcenter eines Mobilfunkanbieters gejobbt. Es war meine erste Festanstellung und die Arbeitszeiten konnte ich flexibel selbst bestimmen. Außerdem war es zu der Zeit noch so, dass einem alles über 5€ Stundenlohn im Nebenjob wie ein Segen gleichkam. So war es auch kein Problem, die immer gleichen Fragen und Probleme der Kunden zu beantworten.

Vor einiger Zeit traf ich eine ehemalige Kollegin, die nach wie vor in dem Callcenter tätig ist. Ich wollte wissen, wie sie, über so viele Jahre hinweg, mit den sich immer wiederholenden Kundenproblemen umgeht. „Manchmal möchte ich schon gern durchs Telefon schreien: Was ruft ihr mich an – selbst schuld, wenn ihr nicht mit eurem Handy umgehen könnt!“, gab sie emotional zu.

Ich selbst habe vor etwa einem Jahr meine sichere und lukrative Festanstellung aufgegeben, um in Selbstständigkeit meine Geschäftsidee zu verwirklichen. Ob das so funktioniert wie gedacht und ob meine Idee wirklich so gut ankommt, wie ich sie finde, kann ich nicht sagen. Wenn ich es aber nicht versuche, werde ich es nie herausfinden.

Der Sprung ins kalte Wasser hat sich aber bereits gelohnt. Früher musste ich machen, was die Kunden oder der Chef verlangt haben. Heute muss ich jeden einzelnen Fortschritt selbst einleiten und umsetzen. Das klingt romantischer als es ist, denn es ist mit viel Eigeninitiative und Unsicherheit verbunden. Wenn dann aber etwas geschafft ist, weiß ich, es ist mein persönlicher Verdienst. Niemand anderes kann sich dafür auf die Schulter klopfen.

Aufstieg

Bald ist es geschafft

Heinz, ein alter bekannter der Familie, wird bald 90 Jahre. Er ist nun fast schon so lang in Rente, wie er vorher Abteilungsleiter einer Verwaltung war. Und genau darüber ist er sehr froh. „Die Arbeit hat mir keine Freude bereitet. Jeden Monat, den ich jetzt Rente bekomme, habe ich mir mühsam erarbeitet.“

Schließlich fühlt er sich jetzt erst angemessen entlohnt. Er genieße jetzt das Leben, was er im Berufsleben so nie konnte. „Doch, ich hätte es gekonnt.“, korrigiert er sich schließlich. „Ich habe es nur nicht getan. Ich musste erst meine Rolle ablegen, um mich selbst zu finden.“

Solche und ähnlich Geschichten kennt wohl jeder. Und wie die Statistiken zeigen, sind die meisten Menschen frustriert und unzufrieden mit ihrer Arbeit. Und somit ist die Antwort auf die Frage: „Traumjob oder Brotjob?“ häufig recht eindeutig. Aber besteht der einzige Ausweg darin, wie Heinz irgendwie durchzuhalten und auf die Rente zu hoffen? Die Arbeitszeit wie eine leichte Grippe einfach hinter sich zu bringen? Oder einfach ins kalte Wasser springen und sich in großer Unsicherheit auf die Suche nach seinem Traumjob zu machen?

Jetzt, inmitten eines wirtschaftlichen Umbruchs mit unvorhersehbarem Ausgang, wird einem das vermutlich niemand raten. Aber einfach abwarten und nichts tun kann auch nicht die Lösung sein. Es muss also einen anderen Weg geben.

Wenn Träume eher frustrieren

Auch wenn das für viele erstmal unvorstellbar erscheint: Die äußeren Umstände müssen gar keine so große Rolle spielen, wie man meint. Dafür muss allerdings zunächst mit einigen Kalender-Weisheiten aufgeräumt werden. „Wenn du davon träumen kannst, kann es auch wahr werden!“ „Mache keine Kompromisse!“ „Jeder von uns hat ein Supertalent, eine Aufgabe in der Welt.“ „Such dir eine Arbeit, die du auch unbezahlt machen würdest.“

All das klingt großartig, sorgt aber in der Praxis aller Voraussicht nach für mehr Frust als Freude. Denn die meisten Jobs sind früher oder später genau das: Jobs! Und nicht der ultimative Weg zu Erfüllung und Lebensglück. Das heißt aber nicht, dass man nicht nach einer Arbeit suchen soll, die zu den eigenen Fähigkeiten und Werten passt. Zum Beispiel werden strikte Veganer wenig Freude in der Wurstfabrik finden und ehrgeizige Vertriebler keine guten Kunstlehrer sein.

Andererseits gibt es keinen Grund zur Annahme, dass die Welt nur darauf gewartet hat, das ausgerechnet ich im Hier und Jetzt meine angeblich einzigartigen Talente unter Beweis stellen kann. Das soll kein Hindernis sein es doch zu versuchen. Allerdings bin ich der Auffassung, dass es keine Art kosmisches Grundrecht auf einen Traumjob gibt.

Organisation

Den eigenen Job richtig einschätzen

Wir Menschen wollen einen Sinn in unserem Handeln sehen. Wir brauchen das Gefühl, dass es nicht egal ist, ob wir da sind oder nicht. Das wusste schon Apple-Gründer Steve Jobs. Er sagte: „Man kann nur gute Arbeit leisten, wenn man seine Arbeit liebt.“ Doch muss man dazu unbedingt in seinem Traumjob sein? Oder kann man auch unterschiedliche Aspekte des Brotjobs lieben?

Wenn man sich die eigene Situation in Ruhe anschaut und ehrlich mit sich selbst ist, wird man erkennen, ob die derzeitige Tätigkeit tägliche Freude bereitet, ein Zwischenschritt zu einem höheren Ziel ist, oder als notwendiges Übel dafür sorgt, dass Essen auf den Tisch kommt. In allen drei Fällen sind damit bereits die positiven Aspekte ausgemacht.

Wer seiner inneren Stimme folgt und damit genug Geld verdient, um angstfrei zu leben: perfekt! Es lohnt sich aber auch anzuerkennen, dass der aktuelle Job nur ein Etappenziel darstellt und folgende Fragen aufwirft.

  • Wohin will ich?
  • Wie weit bin ich schon gekommen?
  • Welche Elemente meines Traumjobs begegnen mir schon heute?

Die häufigste Situation ist jedoch: Ich gehe zur Arbeit, weil das nun mal so ist. Im Leben wird einem schließlich nichts geschenkt. Dann kann man innerlich kündigen oder versuchen, die genannten Fragen zu beantworten und die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen.

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Ralf Wendland
Ralf Wendland
3 Jahre zuvor

Die geäußerte Kritik kann ich nur bestätigen. Die geschilderten Probleme musste ich Jahrzehnte lang selbst ertragen. Heute bin ich froh, mein eigener Herr zu sein. Als Dozent versuche ich eine Balance aus Erlebtem und der i.d.R. stimmigen Theorie zu vermitteln. Der Sprung in die Selbstständigkeit war nicht leicht, doch heute bedauere ich jeden Tag, an dem ich angestellt war.

Janet Händler
3 Jahre zuvor

…einleitend gesagt, mit macht mein Job Spaß, ich bin selbstständige Maschinenbauingenieurin. Mein Job ist sehr vielseitig und lässt viel Gestaltungsspielraum zu.
Was mir derzeit Sorgen macht, ist die verordnete Wirtschaftskrise, die starren gesetzlichen Regeln und die daraus absehbaren Folgen. Die Zeit wird nie wieder wie vorher. Ich selbst arbeite daran, mir Alternativen zu suchen, die zu mir passen. Mein Tipp an Alle: sich zu fragen, was tut mir gut, was passt zu mir- beruflich wie privat.

Andrea
Andrea
3 Jahre zuvor

30 Jahre Bankkauffrau,Verantwortung, viel Freude bei der Arbeit mit dankbaren Kunden,ein nie aufhörender Lernprozess, stetig steigendes Arbeitspensum – Fachkräftemangel- unmotivierte junge Auszubildende,die einen Beruf lernen, der sie null interessiert. Streß, mit sich selbst unzufriedenen, aggressiven Menschen. Psychiater, Seelsorger….Hausfrau Mutter, Tochter, Großmutter,Ehefrau.
“Willst du in den Ruhestand gehen ?”
Wie konnte ich zweifeln, Hausfrau, Mutter….und endlich Zeit für mich selbst zu haben. Shops zu machen, die mir Spaß machen, nach 30 Jahren Schreibtisch, arbeiten mit meinen Händen, mit glücklichen, zufriedenen Menschen, mit hilfebedürftigen Menschen, mit Kindern…einiges davon durfte ich schon erfahren, anderes will ich noch probieren. Es ist im Leben nie zu spät, neues auszuprobieren, sich selbst zu verwirklichen,nicht sagen zu müssen “ich musste erst meine Rolle ablegen…”

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