War of talents ist ein Ausdruck, der in Büros und auf LinkedIn-Profilen die Runde macht. Was wie eine epische Schlacht der Galaxien klingt, hat in Wirklichkeit mit dem Wandel des Arbeitsmarktes und dem Fachkräftemangel zu tun. Will man als Unternehmen am Wirtschaftsmarkt gewinnen, muss man um Nachwuchs-Talente kämpfen.
Wie wir das meinen und warum War of talents heute so präsent am Arbeitsmarkt ist? Das verraten wir in diesem Beitrag.
War of talents – Begriff erklärt
Die Bezeichnung War of talents, oft auch als “Kampf um die besten Köpfe” bezeichnet, wurde erstmals 1997 von McKinsey & Company geprägt. Dieses Konzept beschreibt den intensiven Wettbewerb zwischen Organisationen und Unternehmen, um hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um sich zu scharen. Im Kern erkennt es an, dass Spitzenpersonal eine knappe und wertvolle Ressource ist, die Unternehmen mit Fingerspitzengefühl für sich gewinnen und mit richtigen Anreizen an sich binden sollten.
Angetrieben wird der Kampf um die besten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch verschiedene Phänomene, die sich in unserer Gesellschaft und am Mark abzeichnen, wie zum Beispiel demografischer Wandel und schnelllebige Technologie.
MINT-Jobs – hier fehlt es an Fachkräften
Schon mal von Mint-Jobs gehört? Mit der Bezeichnung bezieht man sich vor allem auf Arbeitsstellen, die in aufstrebenden Branchen wie Technologie, Finanzen und Gesundheitswesen zu finden sind. Aus zwei Gründen sind diese Jobs eng mit dem War of talents verbunden:
- Diese Branchen erfordern hochspezialisierte Fähigkeiten und Expertise
- Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, fortschreitende Technologie gewinnen an Bedeutung
Da diese Sektoren sehr dynamisch sind und sich ständig weiterentwickeln, werden Talente dieser Branchen, die ihr Wissen gekonnt umsetzen und ihren Kollegen wie Kolleginnen immer ein paar Schritte voraus sind, bewusst gesucht – denn wer seine Fähigkeiten richtig einsetzt, liefert den Unternehmen einen großen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Der ständige Bedarf an Innovation und Anpassung setzt Arbeitgeber nämlich enorm unter Druck: Sie müssen mit der Konkurrenz mithalten. Hochqualifizierte Talente sind ein wertvolles Gut, das richtig eingesetzt, große Vorteile bringt.
Welche Umstände fördern den War of talents?
Der War of Talents wird durch verschiedene Phänomene am Markt befeuert und am Leben erhalten. Da die meisten dieser Phänomene zukünftig eher zunehmen als abnehmen werden, wird der War of talents auch zukünftig in eine neue Runde gehen, aber seht selbst:
Die zunehmende globale Konkurrenz spielt zweifelsohne eine entscheidende Rolle bei der Intensivierung des Kampfes um die besten Köpfe. Mit der wachsenden Vernetzung unserer Welt sind Unternehmen nicht länger auf geografische Grenzen beschränkt, wenn sie nach erstklassigen Talenten suchen. Unternehmen haben dadurch nicht nur den Vorteil, lokale Talente anzuziehen, sie müssen gleichzeitig daran denken, ihre eigenen Talente zu schützen. Diese gesteigerte globale Konkurrenz setzt Organisationen unter Druck, kontinuierlich die Messlatte höher zu legen, indem sie wettbewerbsfähige Vergütungspakete, flexible Arbeitsarrangements und verlockende Karriereentwicklungsmöglichkeiten bieten.
Der demografische Wandel ist ein zentraler Treiber des War of talents. Das Altern der Belegschaft in Verbindung mit der sinkenden Geburtenrate hat tiefgreifende Auswirkungen sowohl auf Arbeitgeber als auch auf Arbeitnehmende. Mit dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben verlässt ein erheblicher Teil der Arbeitskräfte den Arbeitsmarkt und schafft eine Lücke im Talentpool, die gefüllt werden muss. Dieser generationale Wandel erhöht die Nachfrage nach neuen Talenten und macht es für Unternehmen schwierig, die passenden Nachfolger zu finden.
Darüber hinaus führt der Aufstieg der Generationen Y und Z in der Arbeitswelt zu neuen Erwartungen und Präferenzen. Jüngere Fachkräfte legen oft Wert auf Aspekte wie Work-Life-Balance, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit. Diese Generationen sind nicht mehr bereit, strikt die Karriereleiter hochzusteigen und ihr Talent nur einem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen. Unternehmen müssen sich an diese sich wandelnden Präferenzen anpassen, um Talent effektiv zu gewinnen und mit lockenden Vorteilen zu binden.
Wie oben bereits erwähnt, hat gerade der Mangel an Experten und Expertinnen in den MINT-Branchen eine besondere Stellung im Kampf der Talente. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es hochspezialisierte Mitarbeitende, die ein tiefgehendes Verständnis für die Branche und die damit verknüpfte Schnelllebigkeit bzw. Anpassungsfähigkeit mitbringen. In diesen Sektoren wird der War of talents demnach noch einmal zusätzlich befeuert.
Folgen des War of talents
Die übereifrige Suche nach Spezialisten und Spezialistinnen spielt den Arbeitnehmenden am Arbeitsmarkt in die Karten. Arbeitgeber bemühen sich, mit „aggressiven“ Rekrutierungsbemühungen die besten Talente zu finde. Lukrative Vergütungs- und zugeschnittene Arbeitspakete stellen ein paar der Incentives dar, die beim Reverse Recruiting gern angeboten werden. Personaler sind dazu angehalten, passgenaue Anforderungsprofile zu erstellen und für die vakanten Stellen Mitarbeitende zu finden, die aufgrund ihrer Persönlichkeit und Fähigkeiten am besten für die bevorstehenden Aufgaben geeignet sind. Dann heißt es: Auf in den Kampf und den Talenten die Anreize bieten, die sie auch unbedingt haben wollen.
Arbeitnehmende nur im Vorteil beim War of talents?
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergibt sich dadurch eine einzigartige Reihe von Chancen und Herausforderungen. Es wird um die besten Talente gekämpft und die besten Incentives geboten, die zur Verfügung stehen. Die Personen, die durch ihre Expertise und Power glänzen, können also sicher sein, im nächsten Schlachtplan berücksichtigt zu werden.
Doch, wo Licht ist, dort ist auch Schatten. Gleichzeitig müssen diese Talente laufend erfolgreiche Ergebnisse vorweisen. Wer eine schlechte Performance liefert, wird ausgetauscht. Kontinuierliche Weiterbildung und Fähigkeitsentwicklung wird für die Experten und Expertinnen zu einer Priorität, da die Halbwertszeit der Expertise in vielen Bereichen relativ kurz sein kann. Dort, wo viel geboten wird, wird auch viel verlangt. Logisch, oder?
Der War of talents wird in den nächsten Jahren zunehmen. Unternehmen entwickeln sich rasant weiter, viele scheitern im Zuge dessen leider auch. Es braucht Talente, die Unternehmen an die Spitze führen und dafür sorgen, dass diese auch an der Spitze bleiben. Wer bereit ist, seine Expertise in Top-Form zu halten und viel Zeit in die Arbeit zu stecken, wird die besten Chancen haben. Die Frage ist: Wie lange Unternehmen Talente rein mit individuellen Arbeitspaketen ködern können? Werden die Sinnhaftigkeit der Arbeit und das Image eines Arbeitgebers doch immer wichtiger.