Von der Pflege über das Handwerk bis hin zur IT-Branche, überall ist der Ruf nach Fachkräften zu vernehmen. Warum bleiben dennoch so viele Menschen in ihren Arbeitsverhältnissen, obwohl sie unzufrieden damit sind? Bei einer derart hohen Nachfrage sollte es doch ein Leichtes sein, sich beruflich zu verändern. Aber offensichtlich gibt es dabei noch große Hindernisse und es stellt sich die Frage, warum ein beruflicher Neuanfang so schwerfällt.
Die persönlichen Hindernisse
Um tatsächlich einen beruflichen Neuanfang zu erreichen, müssen zunächst die persönlichen Hindernisse überwunden werden. Dabei handelt es sich um Barrieren, die lediglich einen selbst betreffen und die auch niemand anderes aus dem Weg räumen kann. Das ist auch nicht verwerflich, denn jeder hat solche Hindernisse, die die unterschiedlichsten Formen annehmen können.
Das Bedürfnis nach Sicherheit spielt immer eine große Rolle und ist nicht zu unterschätzen. Denn ein beruflicher Neuanfang ist immer mit Veränderungen verbunden. Und Veränderungen bedeuten Ungewissheit und können somit als unüberwindbares Hindernis angesehen werden. Doch hat sich der Gedanke an einen beruflichen Neuanfang erst einmal breitgemacht, wird es nahezu unmöglich ihn wieder loszuwerden.
Allerdings kommt es ohne Veränderung auch nicht zu einer Verbesserung der beruflichen Situation. Wie man es also schaffen kann, die persönlichen Hindernisse zu überwinden, beschreibt der Beitrag „Jobwechsel – worauf du bei beruflichen Veränderungen achten solltest“. Doch neben all den persönlichen Aspekten, gibt es auch äußere Faktoren, warum ein Jobwechsel so schwerfällt.
Fünf Gründe, warum ein beruflicher Neuanfang so schwerfällt
Man sollte der Meinung sein, dass es ein Leichtes ist einen neuen Job zu finden und sich die Unternehmen um einen reisen. Aber weit gefehlt, denn fast jeder zweite Erwerbstätige ist der Meinung, dass es heutzutage schwieriger ist einen passenden Job zu finden als noch vor ein paar Jahren.
Wie unterschiedliche Studien zeigen, ist knapp jeder Dritte länger als drei Monate auf der Suche. Und bei knapp jedem Fünften dauerte es sogar länger als ein halbes Jahr. Dabei sind die folgenden fünf Gründe die häufigsten Hindernisse für einen erfolgreichen Jobwechsel.
1. Unklare Anforderungen an die Bewerber
Wer sich schon einmal mit ausgeschriebenen Stellenanzeigen beschäftigt hat weiß, dass diese oftmals voller unterschiedlicher Anforderungen sind. Nachvollziehbar, denn die Unternehmen haben logischerweise eine Idealvorstellung von möglichen Kandidaten. Dabei entsteht allerdings die Gefahr, dass so manche Anforderung nicht erfüllt wird. Das schreckt ab. Bewerber können in aller Regel nicht abschätzen, was wirklich von ihnen verlangt wird und sehen von einer Bewerbung ab.
2. Zu wenig passende, ausgeschriebene Stellen
Mehr als jeder Vierte der Befragten gibt mittlerweile an, dass aus seiner Wahrnehmung immer weniger Stellen ausgeschrieben werden. Und das obwohl in Deutschland jeden Monat 77 Millionen Stellen geschaltet werden. Allerdings werden diese Stellen auf mehr als 1200 verschiedenen Stellenportalen veröffentlicht. Und jede einzelne davon ist darauf angewiesen, dass sie von genau dem passenden Kandidaten gesehen und auch wahrgenommen wird. Bei einer steigenden Anzahl geschalteter Stellen sinkt somit einfach nur die Wahrscheinlichkeit, eine passende Stelle zu finden. Das Konzept der Stellenanzeigen ist somit aus der Zeit gefallen und nicht mehr zielführend.
3. Veränderte Qualifikationen im eigenen Beruf
Etwa 25% aller Befragten gaben an, dass sich die geforderten Qualifikationen in ihrem Beruf über die letzten Jahre verändert haben. Das ist ganz normal und nicht verwunderlich, denn alles befindet sich um Wandel. Wir leben in einer VUCA-Welt, in der Dinge, die noch vor ein paar Jahren richtig waren, es heute nicht mehr sind. Darauf wird man sich auch als Arbeitnehmer schlichtweg einlassen müssen.
4. Ein zu langer Bewerbungsprozess
Häufig hindert auch ein zu langer Bewerbungsprozess oder unklare Anforderungen an eine Bewerbung mögliche Kandidaten daran, sich auf eine Stelle zu bewerben. Bei großen Firmen mit Konzernstruktur liegt dies in aller Regel am aufwändigen Auswahlprozess, bei kleineren Unternehmen jedoch oftmals am schlecht funktionierenden Bewerbermanagement. Dabei stellt sich die Frage, ob hier der klassische Weg über eine Personalabteilung überhaupt noch zielführend ist. Oder ob es nicht mehr Erfolg verspricht, direkt mit den Kandidaten in Kontakt zu treten und so zu prüfen, ob man zusammenfinden kann.
5. Jüngere Bewerber als Konkurrenz
Digital Natives strömen auf den Arbeitsmarkt, eine Generation, die in der digitalen Welt groß geworden ist und somit in verschiedenen Bereichen einen Wissensvorsprung hat. In mancher Hinsicht mag dies richtig sein, doch bringt seit jeher die jeweils jüngere Generation neue Voraussetzungen mit in den Markt. Sodass weder Jung noch Alt allein als alleinig Lösung angesehen werden kann.
Wie man dennoch einen beruflichen Neuanfang schafft
Zunächst einmal sollte man sich von den alten Standards bei der Jobsuche lösen. Wir leben in einer sich ständig ändernden Welt. Also warum noch nach einer Arbeit suchen wie vor dreißig Jahren? Stellenanzeigen suchen und sich standardmäßig bewerben gehört schlicht der Vergangenheit an.
Danach muss man entscheiden, auf was man bei einem beruflichen Neuanfang wert legt. Ist es nur das höhere Gehalt oder spielen neue Möglichkeiten in Bezug auf persönliche Entwicklung eine entscheidende Rolle? Somit kann man für sich festlegen, was man wirklich will und was an Möglichkeiten für einen selbst überhaupt in Frage kommt.
Da sich viele Unternehmen noch immer auf Stellenanzeigen verlassen, wird man hier und da nicht um sie herumkommen. Wichtig ist es dabei, den Respekt vor den Stellenanzeigen abzulegen. Alle darin enthaltenen Anforderungen zusammen sind ein legitimes Wunschdenken der Unternehmen, Abstriche sind fest eingeplant. Und häufig verfügen die Unternehmen auch über entsprechende Ressourcen, fehlenden Qualifikationen durch Schulungen nachzuholen.
Zu guter Letzt ist man allerdings als Arbeitnehmer auch in der Pflicht sich weiterzubilden und mit der Zeit zu gehen. Eine innere Grundeinstellung nach dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht“ wird niemanden weiterbringen. Wer sich dahingehend nicht hinterfragt, wird sich immer wundern, warum ein beruflicher Neuanfang so schwerfällt.