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Holokratie – Unternehmensstruktur ohne Hierarchie

Holokratie – Unternehmensstruktur ohne Hierarchie

Inhaltsverzeichnis

Arbeiten auf Augenhöhe und eigene Entscheidungen treffen – das ist es, was wir uns in der Arbeitswelt wünschen. Ideen können dann besser fließen und Langeweile im Job wird vorgebeugt. Doch ist die Holokratie die geeignete Unternehmensstruktur, um Kreativität und florierende Zahlen unter einen Hut zu bekommen? Und wenn ja, wie kann die Zusammenarbeit in einem holokratisch geführten Unternehmen aussehen? Holokratie – Unternehmensstruktur ohne Hierarchie.

Was bedeutet Holokratie für Unternehmen?

Einfach erklärt ist Holokratie, engl. auch Holocracy, eine Organisationsform, die auf klassische hierarchische Strukturen im Unternehmen verzichtet. Diese Art der Unternehmensstruktur kann man mit der Philosophie von „New Work“ verknüpfen, in der es darum geht, flexible und Freiheit fördernde Organisationsstrukturen in Unternehmen zu schaffen.

In der Holokratie gibt es keine typischen Managerpositionen und auch der CEO begegnet allen auf Augenhöhe. Das bedeutet nicht, dass Holokratie ganz ohne Unternehmensleitung und Zielen auskommt, stattdessen wird das Unternehmen gemeinschaftlich geleitet und an der Zielerreichung gemeinsam gearbeitet. Kollektive Intelligenz ist ein wichtiger Eckpfeiler dieser Organisationsform mit sogenannten flachen Hierarchien.

Die Basics der Holokratie

  • Die Hierarchie wird in der Holokratie durch das Modell eines Holons (Kreis oder Abteilung) ersetzt.
  • Jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin wird eine Rolle zugeteilt. In der eigenen Rolle hat man volle Entscheidungsmacht und begegnet allen anderen Rollen auf Augenhöhe.
  • Je nach Projekt organisieren sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Kreisen. Die Verantwortlichkeiten innerhalb eines Kreises sind klar definiert.
  • Diese selbstorganisierenden Kreise/Teams sind vergleichbar mit herkömmlichen Unternehmensbereichen wie Marketing, IT, Finanzen etc.
  • Es gibt keine hierarchische Einteilung zwischen den Kreisen, allerdings werden alle Kreise in übergeordnete Kreise angeordnet. Jedes kleine Team organisiert sich also noch einmal in einem größeren Team. Gibt es zum Beispiel die Kreise „Blog-Content“ und „Social-Media-Content“ kann man diese zum größeren Kreis „Online-Marketing“ zusammenfassen.
  • Da die Kommunikation zwischen den einzelnen Kreisen, also den einzelnen Teams, essenziell ist, wird in jedem Kreis ein Vertreter oder eine Vertreterin in den nächsthöheren oder einen untergeordneten Kreis gewählt. Dies ist einer der Grundpfeiler der Holokratie.

Hierarchie und Holokratie

Auf diese 4 Säulen stützt sich die Holokratie

Damit eine so freie Organisationsform funktionieren kann, gibt es einige Grundüberlegungen, die unbedingt eingehalten werden müssen.

Doppel-Verbindung (Double Linking)

Damit die Kreise nicht aneinander vorbei arbeiten, wird immer eine Doppel-Verbindung unter den einzelnen Teams geschaffen. Manche Personen eines Kreises nehmen also eine Rolle in zwei oder mehreren Kreisen ein, die eine sichere Kommunikation untereinander gewährleisten.

Für die Kommunikation zwischen den Kreisen sind klare Vorgänge festgelegt:

Lead Link: Verbindung eines Kreises zu den ihm untergeordneten Kreisen

Rep Link: Verbindung eines Kreises zu dem ihm übergeordneten Kreis

Cross Link: Verbindung zwischen Kreisen auf derselben Ebene

Trennung operative und Steuerungstreffen

In einem holokratisch geführten Unternehmen werden Meetings immer für einen bestimmten Zweck abgehalten. In den Meetings selbst dürfen nur Themen, die diesen Zweck betreffen, besprochen werden.

Im operativen Treffen beschäftigt man sich mit Themen, die das Tagesgeschäft betreffen. Welche Aktivitäten müssen in Angriff genommen? Was kann in der operativen Tätigkeit optimiert werden?

In den Steuerungstreffen geht es vielmehr um die Zusammenarbeit im Kreis. Verantwortungen werden neu überdacht und gegebenenfalls angepasst. Hier geht es um die Optimierung des Arbeitsprozesses und der Unternehmensstruktur.

Bei jedem Meeting gibt es eine Check-in- und eine Check-out-Runde. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin kann ihr hier Gedanken teilen und Anliegen loswerden. Diese Runden helfen den Mitarbeitenden, fokussiert zu arbeiten.

Zuständigkeiten und Rollenverteilung

Die klare Verteilung der Rollen ist ein essenzieller Punkt in der Holokratie. Dies macht die Steuerungstreffen auch so wichtig. Die genaue Zuteilung der Funktionen hilft, Konflikte auszuräumen. In der Holokratie werden Personen und Rollen getrennt. Das heißt, es gibt nicht den Marketing-Manager oder die Content-Managerin, sondern Angestellte, die für die Marketing-Strategie oder die Content-Produktion zuständig sind. Die Verantwortlichkeiten wechseln regelmäßig.

Integrative Entscheidungsfindung

Alle Beteiligten werden bei der Entscheidungsfindung einbezogen. Man konzentriert sich nicht auf das perfekte Ziel, stattdessen lieber auf ein brauchbares und korrigierbares Ergebnis, das sich erst bewähren muss. Durch regelmäßige Feedbackschleifen werden Ergebnisse so optimiert und sind flexibel veränderbar.

Vorteile dieser Unternehmensstruktur

  • Schnelle Entscheidungsfindung
  • Mehr Eigenverantwortung
  • Prozesstransparenz
  • Dynamische Arbeitsprozesse
  • Gesteigerte Innovationskraft
  • Mehr Freiheiten
  • Geringes Risiko für Machtmissbrauch
  • Minimierung von Boreout

Holokratie

Können Organisationen ohne Führung funktionieren?

Die Holokratie ist starker Kritik ausgesetzt und muss sich als Organisationsform erst bewähren. Ein Kritikpunkt sind die fehlenden Karrieremöglichkeiten. Es gibt nicht eine Karriereleiter, die man nach oben klettert, stattdessen arbeitet man auf Augenhöhe und an der Optimierung des Unternehmens. Die oft wechselnde Verantwortung innerhalb der Kreise beißt sich mit der Idee von herkömmlichen Gehaltsstrukturen, die mit steigender Expertise und Erfahrung ebenfalls ansteigen.

Viele kritisieren auch den Gedanken der immer nüchternen Entscheidungsfindung der Mitarbeitenden. Man geht davon aus, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie Maschinen handeln und immer unvoreingenommen Entscheidungen treffen. Allerdings kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch stets vernünftige Entscheidungen trifft.

Die Umsetzung einer holokratischen Struktur ist auch mit Kosten verbunden. Es müssen passende Projektmanagement-Tools und neue Systeme angeschafft und etabliert werden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen bereit sein, diese Systeme kennenzulernen und ihre bestehenden Posten anzupassen. Man muss Anreize setzen, damit auch Führungskräfte das Zepter aus der Hand geben möchten. Denn in einer Holokratie werden sämtliche gut bezahlte und mit Prestige behafteten Managerposten aufgelöst.

Für welche Unternehmen eignet sich die Holokratie?

NGOs, Start-ups und kleine Unternehmen sind besonders gut für diese Art der Organisationsform geeignet. Hier ist es einfacher, auf Augenhöhe zu agieren und flexibel Teams zu organisieren.

Am Ende kommt es aber immer auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an. Diese müssen engagiert sein und die Eckpfeiler der Organisationsform verinnerlichen. Alle müssen an einem Strang ziehen, denn jeder arbeitet für jeden.

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