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Kommunikation auf Augenhöhe – Stellenausschribungen in Du-Form?

Kommunikation auf Augenhöhe – Stellenausschribungen in Du-Form?

Inhaltsverzeichnis

Nicht sicher, ob ihr in euren Stellenausschreibungen das Du-Wort sofort anbieten solltet? Viele Unternehmen stehen heute vor der großen Herausforderung, welche Ansprache sie wählen, um fähige Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen für sich zu gewinnen. Wann ist ein Du angebracht und sorgt für die richtige Nähe, wann wird es zu persönlich? Nicht so leicht zu beantworten, wenn man bedenkt, dass es nach Einführung einer Duz-Kultur kein Zurück mehr gibt. Aber ist das wirklich so?

Ein Bewerbungstrend? Die Verwendung der Du-Form im Recruiting.

Trends – es gibt sie überall, so auch im Bewerbungsprozess. Die Ansprache potenzieller Mitarbeitender in Stellenausschreibungen verändert sich. Was früher undenkbar war, ist mittlerweile Usus. So ist man in Unternehmen – nein, nicht nur in Start-ups – heute im Bewerbungsprozess häufig bei der Du-Form angekommen. Manche jubeln jetzt womöglich „Endlich mehr Kommunikation auf Augenhöhe“, für andere scheint es, als würde man über einen anderen Planeten sprechen, ist eine professionelle Distanz gerade im Berufsleben für Arbeitnehmende häufig von Bedeutung. Beschäftigt man sich mit diesem Thema, scheint es auf den ersten Blick schwierig, einen gängigen Weg zu finden, der alle zufriedenstellt, daher die Frage:

Warum im Bewerbungsprozess duzen?

Als Unternehmen gibt es verschiedene Gründe, warum man im Stellenausschreiben duzen sollte. Zum einen ist es förderlich, um für ein modernes Image zu sorgen – in Start-ups wird geduzt, will ein großer Konzern jung und dynamisch wirken, macht die Du-Form in der Bewerbung einen modernen Eindruck. Das hilft, junge und qualifizierte Bewerber wie Bewerberinnen anzulocken. Man zeigt Offenheit und baut automatisch mehr Nähe zu den potenziellen Arbeitnehmenden auf. So spüren zukünftige Mitarbeitende viel leichter die Unternehmensmarke und entscheiden häufig auf unterbewusster Ebene, ob sie für das Unternehmen brennen oder nicht.

Wird die Du-Form im Stellenausschreiben angeboten, sollte dies unbedingt authentisch der Kultur des Unternehmens entsprechen. Bewerber und Bewerberinnen wird sonst ein falsches Bild vermittelt. Die Du-Form findet also nur in den Bewerbungsprozess, wenn diese im Unternehmen gelebt wird. Anders macht es keinen Sinn.

Kommunikation auf Augenhöhe

Die Duz-Kultur in Unternehmen – zu leger?

So praktisch und persönlich die Duz-Kultur erscheinen mag, sie bringt auch einige Hürden mit sich. Sie darf sich zum Beispiel nicht auf die Hierarchie des Unternehmens auswirken. Zuständigkeiten und Autoritäten müssen immer klar definiert sein, damit es nicht zu unliebsamen Zwistigkeiten kommt. Absagen im Bewerbungsprozess wirken in Du-Form viel persönlicher, sodass man als Unternehmen hier besonderes Feingefühl für die Wortwahl aufbringen sollte – nicht, dass eine Nachricht in den falschen Hals kommt. Auch manche Frauen bevorzugen im Berufsleben eher die Sie-Form. Sie möchten eine Distanz wahren und für sie ist das Siezen häufig mit Kommunikation auf Augenhöhe verbunden.

Die Du-Form im Unternehmen kann demnach leicht das Gefühl von „zu leger“ vermitteln. Kritik kann womöglich nicht mehr auf Augenhöhe an Kollegen wie Kolleginnen herangetragen werden, unterschiedliche Meinungen sind schwieriger zu vertreten und für manche ist die Nähe im Arbeitsverhältnis doch einengend. Entscheidet man sich für eine Duz-Kultur, sollte man demnach immer überlegen, was man damit erreichen möchte und ob es in die eigene Unternehmens-Kultur und -Branche passt. Wir die Duz-Kultur einmal gewählt, ist sie nicht mehr rückgängig zu machen. Die Chefetage würde den Mitarbeitenden sonst signalisieren, dass das Vertrauen geschrumpft ist – das hätte große Folgen für die Mitarbeiterzufriedenheit.

Wie Unternehmen die Du-Form richtig einführen:

  • Duz-Kultur auf allen Ebenen gleich – Führungskräfte und Mitarbeitende wählen dieselbe Form
  • Führungskräfte als Vorreiter – starten von sich aus mit dem Duzen
  • Mitarbeitermeinung miteinbeziehen – die Mehrheits-Meinung entscheidet die Form

Die Du-Form in Stellenausschreiben: Welche Branchen es ablehnen

Ob die Du-Form in der Unternehmens-Kultur als auf Augenhöhe empfunden wird, hängt individuell von den Persönlichkeiten und sogar von der Branche ab. Die Duz-Kultur wird also nicht von jedem mit offenen Armen aufgenommen. Sehr traditionelle Branchen, wie der Finanzsektor oder der öffentliche Sektor, empfinden das Duzen im Bewerbungsprozess nicht angebracht. Sie möchten selbst entscheiden, ab wann das Duzen tragend wird. Ältere Bewerber und Bewerberinnen können ebenfalls vom Du im Stellenausschreiben abgeschreckt sein: Sie wissen häufig nicht, ob sie in das Unternehmen passen oder doch schon zu alt für die Unternehmens-Kultur sind. Man sollte als Entscheidungsträger daher nicht nur auf die eigenen Vorlieben Rücksicht nehmen, sondern die Branche und die zu besetzende Stelle bedenken.

In der Start-up- oder IT-Branche ist die Du-Form in der Unternehmens-Kultur und im Stellenausschreiben ganz natürlich. Das heißt aber nicht, dass die Duz-Kultur die richtige Wahl für jedes Unternehmen ist. Häufig wollen Mitarbeitende am liebsten individuell entscheiden, mit wem sie per du oder per Sie sind. So können sie gezielt zu den Arbeitnehmenden des Unternehmens Nähe aufbauen, bei denen sie sich wohl damit fühlen. Ob Kommunikation als auf Augenhöhe empfunden wird, hängt sowieso wenig mit dem Duzen im Unternehmen zusammen, als vielmehr damit, mit welcher Ansprache die Mitarbeitenden sich respektiert fühlen. Je nachdem, was für das eigene Unternehmen richtig ist, sollte die Du-Form nur in den Bewerbungsprozess finden, wenn diese auch authentisch vom Unternehmen gelebt wird und daher nach außen getragen werden kann. Die Du-Form ist per se weder gut noch schlecht, sie muss individuell zum Unternehmen passen.

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