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Eine Krise ist nicht gleich eine Katastrophe

Eine Krise ist nicht gleich eine Katastrophe

Inhaltsverzeichnis

Krisen sind nichts Besonderes, sie gehören zu unserem Leben dazu. Sie hat es immer gegeben und wird es auch in Zukunft immer wieder geben. Jede Nation und deren Geschichten sind voll damit. Nur haben wir in Deutschland in den letzten knapp 20 Jahren keine Krise erlebt, die mit den aktuellen Ausmaßen vergleichbar ist Deshalb fühlt es sich so an, als würden wir so etwas zum ersten Mal erleben. Dennoch, eine Krise ist nicht gleich eine Katastrophe.

Was bedeutet Krise?

In unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist das Wort Krise oftmals negativ belastet. Sie wird als schier ausweglose Lage angesehen, die mit bekannten Bewältigungsstrategien nicht zu lösen ist. Jedoch bedeutet die griechische Wurzel des Wortes, „Krisis“, so viel wie Entscheidung oder auch Wendepunkt. Demzufolge definiert sich die Krise auch als entscheidende Wendung, an der sich eine schwierige Lage auf eine unbekannte Art und Weise auflösen wird. Und sie wird sich auflösen, denn das haben alle Krisen gemein, sie sind zeitlich begrenzt.

Wie bewältigt man eine Krise?

Auf diese Frage gibt es keine kurze oder einfache Antwort. Denn wie bereits beschrieben zeichnet sich eine Krise dadurch aus, dass wir für ihre Bewältigung auf noch keine etablierte Strategie zurückgreifen können.

Im Laufe unseres Lebens erlernt unsere Psyche verschiedene Muster für die Lösung von Problemen. Treten solche Situationen nun erneut auf, greifen wir unbewusst auf die bereits vorhandene Lösung zurück. Für die aktuelle Krise fehlt uns eben solch eine Musterlösung, weshalb wir uns hilflos und überfordert fühlen. Wir haben Angst vor dem Unbekannten.

Dennoch gibt es Werte, die einem helfen können mit einer Krise umzugehen. Zum einen ist es wichtig das Risiko der Situation sachlich zu bewerten. Dabei ist zu prüfen, welche Informationen tatsächlich bekannt sind und wie seriös deren Quellen sind. Da sich die Erkenntnisse zum Thema täglich ändern können, ist die Lage immer wieder neu zu bewerten. Eine unreflektierte Verbreitung sämtlicher Informationen führt hingegen zu einer Panikmache.

Zum anderen ist es in einer Krise von großem Vorteil die Ruhe zu bewahren und auch Ruhe auszustrahlen. Dadurch hilft man seinen Mitmenschen die Situation zu bewältigen, ihnen die erforderliche Klarheit zu geben. Dabei darf man aber nicht in eine Verharmlosung oder Ignoranz gegenüber der Situation abrutschen.

Wer mehr dazu wissen möchte, dem empfehle ich das Video „Leadership in Krisenzeiten“ mit Titus Lindl von WEGVISOR.

Was sind die Folgen einer Krise?

Auf diese Frage wird es kaum eine zufriedenstellende Antwort geben, die morgen nicht schon überholt ist. Was man aber sagen kann ist, dass es unterschiedliche Risiken gibt, die man betrachten kann.

Es gibt wirtschaftliche Risiken. Man kann davon ausgehen, dass verschiedene wirtschaftliche Konzepte und Unternehmen die Krise nicht überstehen werden. Es wird zwar staatliche Finanzhilfen geben, aber auch diese sind keine Vollkasko.

Weiterhin birgt eine Pandemie auch immer medizinische Risiken. Das gehört leider zu einer vollständigen Betrachtung dazu. Es werden Menschen, möglicherweise sogar aus dem eigenen Umfeld, ihr Leben verlieren.

Und es gibt gesellschaftliche Risiken. Man weiß nicht, wie sich die getroffenen Maßnahmen auf die Gesellschaft auswirken werden. Die Folgen von Isolation und Ausgangsbeschränkungen sind nicht vorherzusagen. Möglichweise haben wir in neun Monaten ein Kapazitätsproblem auf den Geburtenstationen oder es folgen sehr hohe Scheidungsraten.

Entwicklung

Risiken ermöglichen große Chancen

Eine Krise ist nicht gleich eine Katastrophe. Da sie zeitlich begrenzt ist, wird es auf jeden Fall eine Zeit danach geben. Die neu gewonnenen Erfahrungen werden dabei gänzlich neue Möglichkeiten aufzeigen. Neue Geschäftsideen werden entstehen und alte ersetzen.

Die größte Chance sehe ich jedoch in den gesellschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Wie Michio Kaku in seinem Buch „Die Physik der unsichtbaren Dimensionen“ beschreibt, hinken wir gesellschaftlich derzeit unserer technologischen Entwicklung hinterher. Das heißt, wir könnten technisch weitaus mehr realisieren, sind aber als Gesellschaft noch nicht in der Lage, dies verantwortungsvoll umzusetzen.

Die Meisten werden sich noch an den Walkman erinnern und wie dieser nach einiger Zeit vom Discman abgelöst wurde. Auch dessen Zeit ging mit dem Aufkommen des MP3-Players zu Ende. Heute ist es hingegen kaum noch vorstellbar ein extra Gerät zu haben, nur um Musik zu hören. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir sämtliche Musik immer und überall allein mit unserem Handy abspielen könne. Dennoch denken wir beim Thema Schule immer noch an Kreide, Polylux und TV-Rollwagen.

Ein weiteres simples Beispiel für dieses Ungleichgewicht ist die mobile Arbeit oder auch Telearbeit genannt. Die aktuelle Situation zeigt, wie gut verteilte Arbeit und Abstimmungen in Telefon- und Videokonferenzen funktionieren können. Wir sind seit vielen Jahren dazu in der Lage eine solche Arbeitsweise umzusetzen, halten jedoch nach wie vor an festen Arbeitszeiten und Anwesenheitspflichten fest.

Die Zeit nach der Krise

Wichtig ist, sich nach der Krise noch daran zu erinnern. Nicht zu vergessen, wie viel Zeit man dazu gewinnt, wenn der tägliche Arbeitsweg ausbleibt. Wie viel Freiheit und Selbstbestimmung man dadurch dazugewonnen hat. Sicherlich kann dies im ersten Moment auch überfordernd wirken, aber nur, weil wir noch nicht die richtigen Strategien dafür entwickelt haben. In den kommenden Wochen wird uns aber nichts anderes übrigbleiben, als diese wertvollen Strategien zu lernen. Diese nachhaltig einzusetzen liegt dann allerdings allein bei uns.

Der studierte Theologe und parteilose kulturpolitische Sprecher im sächsischen Landtag Frank Richter schrieb dazu am 31.03.2020 in einem Artikel der Freie Presse folgendes:

„Ich provoziere, weil ich befürchte, dass wir zur Tagesordnung übergehen werden, wenn der letzte Corona-Erkrankte gestorben und der letzte Corona-Überlebende immunisiert sein wird, weil ich befürchte, dass wir danach weitermachen werden wie bisher, und dass wir es möglicherweise noch gedankenloser, hemmungsloser und rücksichtsloser tun werden. […] Wir werden endlich wieder weniger Zeit haben füreinander, für die Großeltern, Kinder und Enkel. Und wir werden keinen einzigen Gedanken auf die Frage verschwenden, wie wir unsere politische und ökonomische Ordnung befreien können aus der Zwangsjacke eines immerwährenden Wachstumswahns.“

Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

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