Wie wir über Arbeit denken, hat sich gewandelt. Strukturen und Arbeitsweisen haben sich weiterentwickelt und sind mit der Arbeits-Philosophie von früher nicht zu vergleichen. New Work heißt der neue Trend der Arbeitswelt, der von neuen Generationen ganz selbstverständlich gelebt wird. Viele glauben, jetzt ist alles besser. Doch ist dem so? Welche Herausforderungen die New Work Philosophie mit sich bringt, erfährt ihr in diesem Beitrag.
Zur Erinnerung: Das ist New Work
Wir haben das Thema New Work schon in einem anderen Beitrag behandelt, trotzdem möchten wir euch noch einmal daran erinnern, wofür der Begriff New Work steht.
Der Begriff bezieht sich auf die Arbeits-Philosophie, die heute in der Arbeitswelt üblich ist. New Work kennzeichnet Arbeitsstrukturen, Arbeitsweisen und vor allem das Mindset der Arbeitnehmenden von heute. In den letzten Jahren sind die Ausprägungen der New Work Philosophie immer stärker in der Arbeitswelt angekommen und heute bereits fest darin verankert.
New Work bezieht sich auf:
- Aufbau von flexiblen und handlungsfähigen Unternehmensstrukturen – z. B. die Holokratie
- Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Fokus als Erfolgsfaktor – War of talents
- Neue Berufe und Arbeitsweisen durch Digitalisierung – Arbeit 4.0
- Verschmelzen von Arbeits- und Privatleben – Mobiles Arbeiten, Home-Office
- Neue Technologien im Arbeitsalltag – z. B. Künstliche Intelligenz
Unter New Work sammeln sich also die gesamten Veränderungen des Arbeitsmarktes der letzten Jahre. Arbeit wird neu gedacht und wandelt sich. Mitarbeitende rücken in den Fokus und fordern gewisse Annehmlichkeiten. Hierarchien werden abgebaut. Arbeits- und Freizeit sind kaum noch zu trennen. Casual Friday wurde zur Casual Week – doch ist das wirklich gut?
New Work vs. Arbeit 4.0
Das neue Zeitalter der Arbeitswelt und die neue Arbeits-Philosophie verschmelzen ineinander. Trotzdem gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen New Work und Arbeit 4.0.
Arbeit 4.0 bezieht sich vor allem auf die Veränderung der Technologie und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Menschen, also z. B. Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, verstärkte Globalisierung. Durch digitale Tools wird Arbeit neu gedacht. Wir arbeiten digital, flexibel und vernetzt. Manche Jobs verschwinden durch technologische Neuerungen, andere entstehen.
New Work bezieht sich auf den Mindset-Shift der Arbeitnehmenden, der wichtig ist, um die Veränderungen von Arbeit 4.0 wirklich nutzbar zu machen. Neue Wertesysteme entstehen und lassen Mitarbeitende Arbeit ganz anders betrachten. Durch die Digitalisierung und andere neuartige Technologien ist es einfacher, sich global zu vernetzen und effizienter zusammenzuarbeiten. Flexible Unternehmensstrukturen sollen bereichsübergreifendes Arbeiten ermöglichen und den Mitarbeitenden mehr Freizeit bieten, vor allem Home-Office und Mobiles Arbeiten werden dadurch möglich.
Herausforderungen New Work
Doch so schön das alles klingt und so viele Vorteile New Work mit sich bringt, gibt es doch auch einige Herausforderungen, die uns aufgrund der neuen Arbeits-Philosophie begegnen. Vor allem der Druck, der auf Mitarbeitenden lastet, wird immer größer. Leicht geht man im Hamsterrad verloren, selbst wenn die Arbeit Freude bereitet. Warum? Weil Mails schon am Weg zur Arbeit geschrieben werden, Anrufe nach Feierabend noch eintrudeln und große Projekte nur mit Überstunden gestemmt werden können.
Denn technologische Entwicklung und neue Unternehmensstrukturen sowie „reduzierte“ Arbeitszeiten – im Sinne des 5-Stunden-Tages – muten anfangs wunderbar an, doch wirft man einen zweiten Blick darauf, erzeugen all diese Annehmlichkeiten auch großen Stress in Arbeitnehmenden. Anfangs nicht richtig bemerkt – man ist manchmal einfach müde –, rutscht man irgendwann in ein Burnout und fragt sich: Wo ist all meine Zeit geblieben?
Die Komplexität des neuen Arbeitsalltags und die Flexibilität von New Work wollen richtig gelebt werden. Es bringt nichts, wenn man auf mobiles Arbeiten setzt, um die Welt zu bereisen und nicht lernt, wie man seine Arbeitszeit so einteilt, dass noch genügend Energie für bevorstehende Tasks zur Verfügung steht. Es nützt nichts, Jahre lang Überstunden zu schieben, weil man auf eine Beförderung hofft, nur um irgendwann vor dem mentalen Aus zu stehen.
Hier eine Übersicht an Herausforderungen, die mit New Work einhergehen:
- Immer mehr Komplexität durch neue Technologien
- Höherer Leistungsdruck durch Künstliche Intelligenz
- Mehr Arbeit für wenige Mitarbeitende durch den Konkurrenzdruck der Globalisierung
- Druck durch schlechte Zeiteinteilung und Selbstorganisation
- Life-Work-Blending: Arbeits- und Privatleben verschmelzen zunehmend. Dies sorgt für Überforderung – man ist überall gleichzeitig.
- Überlastung durch ständige Erreichbarkeit und Digitalisierung
- Ängste und Unsicherheit, weil hierarchische Strukturen flacher werden – mehr Druck auf dem Einzelnen/der Einzelnen
Was tun, um New Work richtig zu leben?
Ziel sollte es sein, den Erfolg eines Arbeitstages nicht am Erschöpfungszustand zu bemessen. Es geht also darum, den Mitarbeitenden zu lernen, wie man zur Ruhe kommt und die Arbeitszeit richtig einteilt. Nicht, wer erschöpft ist, bringt langfristig gute Leistung. Die Menschen, die ihr Privatleben und Arbeitsleben in Balance halten, werden Unternehmen zu anhaltendem Erfolg führen. Denn gerade Innovationskraft, Selbstmotivation und Power sind eng an Erholungszeiten geknüpft.
Arbeitnehmende schulen und sie mit neuen Technologien sowie Projekten Schritt für Schritt vertraut machen, entlastet ebenfalls. Geeignete Schulungen zeigen sich nützlich, wenn es um Arbeitszeit-Einteilung, Selbstorganisation und Abgrenzung zum Arbeitsalltag geht.
Nur dann wird New Work wirklich die Bedürfnisse erfüllen, die an die neue Arbeits-Philosophie herangetragen werden: Eine Welt, in der jeder seine Arbeit und sein Privatleben vereinen und entspannt den Alltag leben kann. Springt man unvorbereitet in diese neue Art der Arbeits-Philosophie, hat man das Konzept nicht nachhaltig verstanden. Dann landen wir wieder bei der altbekannten Überforderung und Unzufriedenheit.